Neustart für den Club in Görlitz: Alle drei, vier Wochen soll hier Party sein. Zuvor gab es für die neuen Pächter viel zu tun.
Wie viele Eimer Farbe Robert Schulze, sein Geschäftspartner, ihre Freunde und Verwandten wohl gebraucht haben? Früher waren die Wände im Inneren der „Zwei Linden“ in Rauschwalde größtenteils weiß-grau gestrichen. Die Balustrade, die im großen Saal ringsum läuft, war orange-rot. Das ist sie noch immer. Auch an den Grundrissen hat sich nichts geändert, „wir haben keine Wände eingezogen oder rausgenommen“, erzählt Robert Schulze. Aber ansonsten haben er und seine Helfer die „Zwei Linden“ im großen Stil neu gestaltet. Die Getränke sind schon da, die letzte Technik wird diese Woche eingebaut. Und am Freitag öffnen die „Zwei Linden“ mit einer Grand-Opening-Party wieder. Am Sonnabend folgt eine Ü-30-Party.
Vor hundert Jahren hatte Robert Kerstan das Veranstaltungshaus „Zwei Linden“ gekauft und zunächst als Varieté geführt. Das Gebäude blieb seither in Familienbesitz, mit wechselnden Pächtern. Einer von ihnen, Albert Hille, machte die Linden in den 70er und 80er Jahren zu dem, was heute noch viele mit dem Haus verbinden: eine beliebte Diskothek, in der jede Woche volles Haus war. In den 90er und 2000er Jahren wurden die Partys trotz aller Bemühungen seltener, fanden zuletzt nur noch gelegentlich statt. Dieses Jahr gingen die Linden an Stefanie Knerr, Robert Kerstans Urenkelin, über. Sie möchte das Haus reaktivieren und hat nach neuen Pächtern gesucht. Seit Juni sind das nun Robert Schulze und Florian Herbst von Purevision Events.
Die beiden kennen die Linden schon länger. Sie stammen aus Görlitz und kennen sich seit der Jugendzeit. Robert Schulze ging nach seiner Zeit an der Melanchthon-Oberschule nach Dresden, wo er sein Abi machte, danach studierte er Immobilienmanagement. Partys organisierten die beiden Freunde zunächst in ihrer Freizeit, „ein Nebenjob aus Überzeugung“, wie sie es vor drei Jahren gegenüber der SZ formulierten. Schließlich machten sie sich selbstständig und gründeten in Dresden die Firma Purevision Events. Regelmäßig veranstalten sie in verschiedenen Städten und Clubs Partys, vom Bootshaus Köln bis zum Kulti in Großhennersdorf.
Dazu zählte auch eine Veranstaltungsreihe in den „Zwei Linden“, die vor drei Jahren begann. Dadurch kam auch der Kontakt nicht nur zu dem damaligen Pächter, sondern auch zu der Inhaberfamilie der Linden zustande, und letztlich die Frage, ob sie bei einem Neustart die Pacht übernehmen würden. An dem Haus hängen bei vielen Görlitzern Erinnerungen, und auch Erwartungen. „Viele sollen hier ja ihre Ehepartner kennengelernt haben“, erzählt Schulze. „Andererseits: Allen wird man es nie recht machen können. Von dem Gedanken muss man sich verabschieden.“
Viele der Wände haben ein mattes Schwarz bekommen. Sitzecken mit weinroten Sofas vor grau gemusterter Tapete haben sie eingerichtet, die Toiletten sind saniert, der Eingang ist neu gestaltet. Das meiste haben die neuen Pächter gemeinsam mit Freunden und Familie selbst gemacht. Zum Beispiel haben sie die vier Bars in Holzoptik verkleidet und mit indirekter Beleuchtung und Moosplatten dahinter ausgestattet. Oben auf der Galerie war früher ein Imbiss. Optisch wird sich auch der noch verändern, ein Imbiss soll es aber bleiben. Das Görlitzer Burger-Restaurant Barbecue wird ihn zu den Partys betreiben.
Jede Woche wie einst werden die aber nicht steigen. Ein solches Modell funktioniere heute nicht mehr, wenn man nicht gerade einen beliebten Großstadt-Club betreibt. Alle drei bis vier Wochen soll es eine Veranstaltung für das jüngere Publikum geben, dreimal im Jahr eine Ü-30-Party. Und Anfang Oktober steht eine Ü-40-Party im Kalender. Die wird im einstigen „Schlauch“ stattfinden, ein angeschlossener Gebäudeteil. Ihn wollen die neuen Pächter ebenfalls sanieren und als „Jungle“ wieder öffnen.
Auch die Linden bekommen einen neuen Namen: L 2. „Wir wollten nahe dranbleiben an dem ursprünglichen, bekannten Namen, aber es soll auch ein Neustart sein“, sagt Robert Schulze. Er will nicht ausschließlich die Jungen mit ihren Veranstaltungen ansprechen, sondern unterschiedliche Altersgruppen. „Man sollte die älteren Generationen nicht unterschätzen.“ Vor allem nicht, wenn es um die Linden geht. „Vorige Woche stand plötzlich ein etwa 70-jähriger Görlitzer hier.“ Der Mann wollte schauen, wie die Linden jetzt aussehen – und von seinen Erinnerungen erzählen.
Mehr Lokales unter:
Author: Justin Wheeler
Last Updated: 1698611403
Views: 1578
Rating: 4.4 / 5 (38 voted)
Reviews: 92% of readers found this page helpful
Name: Justin Wheeler
Birthday: 1986-05-14
Address: 4938 Amanda Cove, Craigton, SD 24605
Phone: +3571936005613749
Job: Project Manager
Hobby: Fencing, Embroidery, Sailing, Cycling, Swimming, Rowing, Cross-Stitching
Introduction: My name is Justin Wheeler, I am a skilled, multicolored, Determined, spirited, lively, sincere, unyielding person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.